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Bürgerschaftliches Engagement

Bürgerschaftliches Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Miteinanders in Rheinland-Pfalz: Rund 42 % der Bürger*innen sind ehrenamtlich engagiert (Deutscher Freiwilligensurvey 2019). Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels gewinnt das bürgerschaftliche Engagement zunehmend an Bedeutung. Viele ältere Menschen wollen nach dem Ausscheiden aus dem Beruf ihre Erfahrungen, ihr Wissen weiterhin einbringen und eine sinnstiftende Aufgabe übernehmen. Andererseits sind wir auf dieses Engagement auch angewiesen, beispielsweise in der Pflege, zur Unterstützung junger Familien, bei Integration von geflüchteten Familien und anderem mehr.

Vom bürgerschaftlichen Engagement profitieren wir alle. Das heißt: Familien, das Gemeinwesen, die freiwillig Engagierten und auch die Familieneinrichtungen, in denen bürgerschaftliches Engagement eine große Rolle spielt. Ohne die Unterstützung von freiwillig Engagierten, ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und Ideen, wären viele Angebote in den Einrichtungen nicht oder nur eingeschränkt möglich. Außerdem lebt eine Familieninstitution von Beteiligung: Denn nur so können Bedarfe der Familien ermittelt, familienrelevante Themen flexibel aufgegriffen und Angebote passgenau entwickelt werden.

Die Länderauswertung des ZiviZ-Surveys für Rheinland-Pfalz (2023) zeigt, dass sich zivilgesellschaftliches Engagement (weiter) im Wandel befindet. Zum Beispiel setzt sich nach Erkenntnissen der Studie der Trend fort, dass Engagierte seltener für längerfristiges Engagement zu gewinnen seien, was von den Autor*innen der Studie als Herausforderung betrachtet wird. Vor allem junge Menschen übten ihr Engagement zunehmend kurzfristig und in informellen Strukturen aus. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Corona-Pandemie die Aufrechterhaltung von Aktivitäten sowie die Bindung und Rückgewinnung von Mitgliedern und Engagierten erschwert hat. Das immer häufigere Auftreten von Krisen und Katastrophen verlange Organisationen ab, spontan handlungsfähig zu sein und flexibel reagieren zu können. Die zunehmende Digitalisierung sei mit neuen Herausforderungen, aber auch Chancen verbunden, wie etwa die Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen oder Entscheidungsprozesse in Organisationen partizipativer zu gestalten. Die Autor*innen der Studie plädieren u. a. für mehr Qualifizierungs- und Beratungsangebote, um die gestiegenen Herausforderungen an Ehrenamtliche bewältigen zu können. Außerdem wird empfohlen, verschiedene Formen des Engagements anzubieten – neben langfristigem, verbindlichem Engagement auch projektbasiertes, aufgabenbezogenes oder virtuelles Engagement. Darüber hinaus empfiehlt die Studie eine bürokratiearme Gestaltung von Förderprogrammen.

Die neue ZiviZ-Studie zu Lernerfahrungen im Ehrenamt (2025) macht außerdem unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen im Engagement deutlich: Während jüngeren Menschen vor allem die Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentwicklung und das Sammeln neuer Erfahrungen wichtig ist, nutzen ältere Engagierte hingegen das Engagement, um sich mit ihrem Wissen über das Berufsleben hinaus gesellschaftlich einzubringen, neue Inhalte zu erschließen und ihre Kompetenzen zu erweitern. Einrichtungen wird empfohlen, die Erkenntnisse zu den Lernerfahrungen für die zielgruppenspezifische Ansprache zu nutzen. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Sichtbarmachung der im Engagement erworbenen Kompetenzen ein wirkungsvolles Mittel sein kann, um die Motivation der Freiwilligen zu stärken und ihr Engagement zu würdigen. Auch die gezielte Förderung der Weiterbildung und Einarbeitung (neuer) Ehrenamtlicher ist eine Handlungsempfehlung für zivilgesellschaftliche Organisationen. Daneben wird die Bedeutung des freiwilligen Engagements als "Lernraum für demokratische Kompetenzen" herausgestellt.

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